Tag 36 08.05.2007

62Mi @ 7h

  • Ich hatte es nach wie vor nicht eilig und wollte eigentlich ausschlafen. Hat nicht direkt geklappt, stattdessen bin ich wieder mit dem Sonnenaufgang um 6 aufgewacht und aufgestanden.
  • Nachdem ich in aller Ruhe gepackt habe bin ich gegen 0800 losgerollt. Von Form war nicht viel zu spüren, also bin ich locker über die Hügel gerollt. Dabei gab es aber auch <Trommelwirbel> den ersten Bergkamm der Rocky Mountains. Oder vielleicht auch nicht, was weiß ich denn wo die Offiziell anfangen, aber es gab den ersten längeren Anstieg seit ziemlich lange (TM). Danach ging es zum Glück wieder gemächlich weiter nach Canon City.


Die Party ist vorbei, jetzt kommen die richtigen Berge

  • Dort habe ich mal wieder Schläuche nachgekauft und Diafilme gesucht. Gefunden habe ich natürlich keine und mich dafür “unfreiwillig” mit Süßkram beladen.. Es gab halt 3*Müsliriegel für 5$ und 2* Chocolate Chip Cookies für 4$ um da vorbeizugehen braucht man schon eine bessere Ausrede als “ich kann das nicht tragen”.
  • Danach wurde es nochmal spannend, denn bis zu meinem Tagesziel durfte ich noch eine knappe Stunde bergauf radeln, das war dann nochmal der deutliche Hinweis, dass es langsam ernst wurde. Dort angekommen hatte ich dann die Qual der Wahl: es gab nicht nur einen oder zwei Zeltplätze sondern irgendwie 6-8 auf vielleicht einem Quadratkilometer. Laut dem Typ im Radladen gab es auch noch eine Ecke wo man kostenlos Zelten kann, aber die hab ich nicht gefunden. War auch irgendwie egal, 10$ für einen Zeltplatz mit Dusche bezahle ich immer noch gerne.
  • Kurz zur Geographie - ich war hier in unmittelbarer Nähe des “Royal Gorge”, “Gorge” steht für so ne Art Canyon und “Royal” steht dafür, dass der so toll ist (was weiß ich denn warum?). Nebenbei gab es dort auch noch die höchste Brücke der Welt und diversen anderen touristenanlockenden Kram, daher die vielen Zeltplätze, Hubschrauberlandeplätze und haufenweise Rafting-Anbieter. Die Helis haben mich nicht so tangiert, aber aus einer Laune heraus habe ich so 'ne Rafting Hütte besucht und einen Schlauchboot-Trip für den nächsten Tag gebucht (80-90$).
  • Damit habe ich meine Ruhephase also mal wieder mehr oder weniger freiwillig verlängert, daher jetzt der dramatische Teil: Den Rest des Abends wurde ich von tiefen Zweifeln geplagt: werde ich mein Ziel, die Westküste, rechtzeitig erreichen, trotz der vielen Ruhetage? Ne Quatsch, ich hab wieder n bissl hin- und hergepackt und gelesen, da ich keinen Zeitplan habe kann ich auch nicht daneben liegen.

Tag 37 09.05.2007

0Mi

  • Faul wie ich nun einmal bin habe ich bis um 9 geschlafen und auch sonst nix sinnvolles bis Mittag gemacht ausser natürlich Essen.
  • Gegen Mittag bin ich dann zur Rafting Hütte gegangen um mich mit Neopren einkleiden zu lassen. Ist zwar nicht so mein Ding, aber der Bach war noch recht kalt. Und dann gings ab zum Canyon/Gorge. Erst einmal Einweisungen und ein paar Übungen, damit wir in “Whitewater Situations” nicht aus dem Boot fallen (unüblich, aber passieren kanns schon mal). Ich war auch angenehm überrascht, dass ich selbst da alles verstanden habe, Englisch ist einfach wunderbar einfach.
  • Dann gings ans eigentliche Bootfahren, das war alles sehr lustig mit einigen anspruchsvollen Ecken (Class IV auf einer Skala von I bis VI, bedeutet in etwa man sollte wissen was man tut). Dabei war es eine schöne Gegend, endlich mit Wester-Flair, Wüstenartig, Kakteen, Biber, Schlangen.. nur große Tiere gabs leider keine. Dafür waren die Schlangen um so größer.

  • Danach hatte ich noch Zeit endlich wieder Postkarten zu schreiben und zum Abendessen war ich in einer Bar gleich um die Ecke. Da gabs coole Burger, mit richtigem gegrillten Rindfleisch. Traumhaft! Hätte ich auch drei von Essen können, aber bei 11$ mit Tip & Tax hab ich das lieber sein lassen. Lokales Bier gabs auch, welches für Amerikanische Verhältnisse ganz gut war. Nur Alkohol war irgendwie nicht drin. Aus irgendeinem Grund wurde die Bar dann plötzlich leer, daher kam ich gar nicht in Verlegenheit mehr Geld auszugeben sondern hab mich in meine mobile Wohnung verzogen.

Tag 38 10.05.2007

70Mi @8h

  • 70 Meilen? Der Langi wird weich. Aber ich fang vorne an:
  • Es ging wieder früh los, die ersten Meter sogar bergab, bis dahin:

  • Danach folgte eine Rechtskurve und es wurde ernst. Und zwar richtig ernst. Man kann sich den Ernst der Sache verbildlichen indem man sich einfach vorstellt auf 5500 Fuß Höhe loszufahren um dann in einem beständigen auf und ab innerhalb von 30/40 Meilen auf 9400 Fuß zu fahren. Mit dem Fahrrad. Mit Gepäck will ich gar nicht anfangen, das macht ja keiner freiwillig. Zu dick? Whatever.

So sah das auf und ab aus:

  • Ziel der Aktion war ein Pass auf 9400Fuß. Und phantasievoll wie ich nun einmal bin habe ich mir vorgestellt nach der ganzen quälerei auf einem Bergpass anzukommen, die Welt zu füßen, Schilder mit “Sie haben es geschafft”, “Ab jetzt gehts bergab” oder wenigstens “Dies ist ein Pass auf 9400 Fuß”. Was gabs? Ne popelige Hügelkuppe, halt nur zufällig die höchste von vielen.


enttäuschend

  • Nebenbei hatte ich auch Gegenwind, aber das hat die Sache auch nicht viel schlimmer gemacht, ich erwähn das nur der Vollständigkeit halber
  • Was ich nicht gedacht hätte ist das der Luftdruck, bzw. der Mangel eines solchen, sich merklich auswirkt. Essen während des Radfahrens ging gar nicht. Beim Versuch ein bischen Druck auf die Pedale zu bekommen hab ich angefangen zu hecheln. Und nachdem ich bei einem staubenden LKW die Luft angehalten hatte hab ich erstmal 'ne halbe Minute Hyperventiliert bevor ich weiterfahren konnte. Einfach Krass.
  • Das war aber noch nicht alles, es gab auch interessante Fauna zu besichtigen. Büffel, so gehörnte Wildschafe, Nagetiere, Rehe, Hasen, Antilopen. Der reinste Zoo. Lag vielleicht auch davon, dass es zwar viele Ranches gab, aber die meisten zum Verkauf standen, scheinbar keine Gegend für Viehzucht.
  • Irgendwann Nachmittags kam ich dann in Fairplay an und obwohl ich <eigentlich> noch 30 Meilen weiter wollte hab ich die Geschichte mit den Höhenmetern und der dünnen Luft als Ausrede genutzt nicht weiter zu fahren. Der ich nenn es mal “Übernachtungsplatz” war etwas seltsam. Ich zitiere den Portier des Motels “They call it a a camping Ground. There's like a Parking Lot facing the Mountains” (i.e. Sie nennen es Capingplatz. Quasi ein Parkplatz in Richtung der Berge)
  • Es war also ein häufchen Sand hinter einem Motel. Aber mit Bergblick! Und es gab ne Dusche, also beschweren konnte ich mich nicht, komisch dreingeblickt hab ich trotzdem erstmal.
  • Da vom Tag ja noch was übrig war konnte ich sogar meine Suche nach einem Diafilm forstzen. Zuerst war ich in einer Drogerie, die haben mich dann zum Photoladen geschickt und die wiederum haben mich zu irgendeinem Laden irgendwo anders verwiesen, eine Sackgasse sozusagen. Danach war ich noch Essen im “Super Market” einkaufen und wer hätte das gedacht, es gab da tatsächlich Diafilme, wenn auch zu goldigen Preisen. Nebenbei hab ich natürlich auch Essen gekauft, Möhren, Shrimps, Muffins, Tortillas, Pringles, Eier.. bald rolle ich ohne Fahrrad die Berge runter.


Kann man sich dran gewöhnen


2014/03/18 17:43