Tag 57 29.05.2007

70Mi @ 7h

  • Der Tag ging Hardcore los. Der Zeltplatz war recht gross und an einem Berghang gelegen. Dadurch war schon das fahren vom Zeltplatz “runter” H.C. und gleich danach ging es mit drei “kleinen”, hässlichen Pässen weiter. 1h schwitzen, 10 Minuten frieren, 1h schwitzen usw. Ich hatte zwar keine Zeitung, wie die Profis, aber eine olle Papiertüte zum unters Trikot klemmen (gegen den Fahrtwind bergab), das hat gegen das schlimmste geholfen.
  • Dabei hatte der Tag eine große Sehenswürdigkeit, nämlich:


  • Eine Bergkette. Aber nicht irgendeine Bergkette, sondern ein Höhenzug mit Ost-West Ausrichtung! Eine echte Seltenheit in den USA! Unglaublich!


Alles klar?

  • Mangels anderer Übernachtungsmöglichkeiten war der Tag schnell zu ende. Ich hab einen netten State Park nahe “Mount Vernon” erwischt und durfte mich dort für 4$ auf der Hiker/Biker Ecke niederlassen. Und die hatte ich ganz für mich alleine zum blödsinn machen und ansichtskarten schreiben.


4$ für 30 Quadratmeter Wiese..


.. ich konnte mich nicht beschweren


.. und hab nur positives geschrieben


.. nur ein Frisör hat gefehlt


.. oder wenigstens ein Modeberater

Tag 58 30.05.2007

105Mi @ 11.5h

  • Wie inzwischen üblich bin ich vor um 7 aufgewacht, aus langeweile aufgestanden und gegen 8 losgefahren. Los ging es entlang des John Day Rivers und fuhr sich sehr angenehm.
  • Um ein feeling für die Gegend zu bekommen habe ich mal wieder Zahlen: Die erste Ortschaft “Mount Vernon” hatte 595 Einwohnr, eine Tankstelle, eine Post und ein Motel. Die zweite, “Dayville”, kam 25 Meilen später und hatte 138 Einwohner, einen Fahrradladen, eine Post, eine Tankstelle und ein B&B. Danach kam nach 40 Meilen “Mitchell” mit 170 Einwohnern. Der nächste “richtige” Ort war wieder 40 Meilen weiter, da kam ich aber erst am nächsten Tag hin.
  • Daher zurück zur Gegenwart. Es ging durch den “Picture Gorge


  • Der ist schwer zu beschreiben und gefährlich zu photographieren. Es ging quasi durch einen Canyon, der an engen Stellen so breit war, wie die Strasse und sich dann Steil nach oben zog. Einfach total krass. Und ich war heilfroh, dass ich da durch kam ohne in den engen Kurven von einem Auto umgesäbelt zu werden.



  • Danach kam der Höhepunkt des Tages: zwei Pässe mit jeweils ca 2000ft Anstieg, direkt hintereinander. Landschaftlich schön, aber zum fahren weniger schön, da es sehr wellig nach oben ging. Auf dem weg hinauf zum ersten pass traf ich mit “Jim” den erste Reiseradler, der noch mehr mithatte als ich. Volles Gepäck am Rad und ein Anhänger, Ersatz-Räder und wasnichtalles. Der gute Mann hatte noch was vor sich!
  • Auf dem Weg hoch zum zweiten Pass, dem höher- und steileren, hat es mich dann entschärft. Es gab den ganzen Tag kaum Schatten und ich konnte live beobachten wie sich langsam die Symptome aufbauten: Schwitzen, Schwäche, Frösteln, Aufhören mit Schwitzen, Übelkeit.. AAH! Das Lehrbuch sagt dazu: Schatten. Ha! Selten so gelacht, ich hatte rechts Felsen und links abwärts im Angebot. Also was getrunken und irgendwie weiter.


Schatten?


Schatten!

  • Oben auf dem Pass war ein USFS Campground mit einem weiteren Reiseradler “Phil” aus England. Wir haben uns über eine Stunde unterhalten und hätten das auch länger gemacht, aber ich wollte unbedingt eine Dusche und hab mich deshalb talabwärts gestürzt. Das war nur eine begrenzt gute Idee, denn auch nach der langen Pause war es harte konzentrationsarbeit den Lenker ordentlich festzuhalten. Das ging aber mit der Zeit auch vorbei und einige Meilen später kam ich auf einem netten County Park an und fand meine wohlverdiente Dusche.
  • Zu Essen gab es
Nudeln a'la CnB
Man füllt einen Topf mit ca 1l Wasser, werfe 300g Nudeln hinein und erwärme das ganze bis die Nudeln weich sind.
Dann nimmt man eine Dose, "Chili no Beans", kippt den Inhalt derselben zu den Nudeln und erwärmt dieses Gemisch bis es warm ist.
Anschliessen wird das Gericht mit einer Gabel garniert und ich wünsche guten Appetit!

Tag 59 31.05.2007

139Mi @ 12h

  • Heute stand das Finale auf dem Programm der “McKenzie Pass” auf 5324ft. Für mich war das nichts unübliches, aber für die armen Eastbounds schon, denn für die ist es der erste Gebirgspass und sie dürfen auf 50 Meilen von 1000ft aus da hoch radeln.
  • Aber zurück zum HotS. Ich durfte mich erst einmal 50 Meilen einrollen, hab mexikanische Fast Food zum Mittag genossen und dann den Pass in angriff genommen. Der war eigentlich noch geschlossen (keine Ahnung warum) und damit beliebtes Ziel für Rennradler. Seltsamerweise zumeist Frauen, ich finde das sollte man in Deutschland auch einführen!
  • Es ging grün los


  • Und wurde dann Lava-artig


  • und anstrengend


  • mit vielen Touristenfreunden


  • Die ganze Bergkuppe sah aus wie eine Mondlanschaft


  • Es war wieder schweineheiß und der Berg war so häßlich steil und verkurvt, dass bergab fahren fast genauso unlustig war wie berauf. Kaum zu glauben, issaberso. Und dann musste ich auch noch eine Klettereinlage einlegen.


  • Und wenn wir schon einmal bei negativer Stimmung sind. Heute musste ich auch noch feststellen, dass mein Hinterad den Geist quasi schon aufgegeben hat. Zum einen war der Reifen wieder abgefahren und zum anderen war die Felge schon an mehreren Stellen angerissen und damit nicht mehr zentriert und irreparabel im Arsch. Man kann das der Felge auch nur begrenzt übel nehmen, nach fast 7000km in kombination mit dem ganzen Kram den ich mithatte und auch noch meinem Gewicht geht so ein Teil halt kaputt. ABER MUSS DAS DENN UNBEDINGT KURZ VOR DER WESTKÜSTE PASSIEREN? Die paar Meilen hätte sie ja auch noch halten können.
  • Dazu kam natürlich das Plattenteufelchen und dank fleissigem luftpumpen und flicken konnte ich mein eigentliches Tagesziel bei 150Mi abschreiben und bin in Springfield (52'000 Seelen), einem Vorort von Eugene (140'000 Seelen) in ein Motel. Das war ganz schön heftig, 45$ für eine total herunter gekommene Bude.. Ich wollte gar nicht wissen, was da die guten Motels kosten. Schon an der Rezeption hab ich mich gefragt wo ich denn gelandet bin, als ich meinen Ausweis vorzeigen und Pfand hinterlegen musste.


  • Blöd wie ich nun einmal bin hab ich den Rest des Tages damit verbracht 2-3 Meilen zu Safeways und zurück zu wandern und bin weit nach meiner üblichen Zeit ins Bettchen.

2014/03/18 17:43