Tag 15
92mi @ 8.5h
- Heute hab ich mich gegen 08:45 aus dem Zelt gequält und kam gegen 10 los, es war noch recht kühl und erst gegen Mittag wurde es langsam warm.
- Den ganzen Tag ging es von einem Tal ins nächste, manchmal in ordentlich Serpentinen, macnhmal aber auch ueber “1-2 -gibihm” - Anstiege
Gar nicht lustig, solche Prozente mit dem ganzen Kram auf dem Fahrrad
- Was es nicht gab war ein gescheites Ziel fuer die Uebernachtung: Bei ca 60 Meilen sollte es ein Hostel (mit Camping(?)) geben, dass ich aber nicht gesehen habe und dann bei 70 Meilen ein Bed&Breakfeast (mit Camping(!?)), dass aber auch nicht auftauchen wollte. Lust auf Suchen hatte ich nicht so recht und es waren noch locker zwei Stunden Tageslicht übrig, also bin ich weitergefahren. Ziel war dann der Ort Hazard wo es mind. 2 Motels gab.
- Anmerkung Do not try this at home! Man sollte sowas nicht tun, v.a. wenn man kein Licht an seinem Fahrrad hat (meine Lichtanlage hat den Sturz nicht ueberlebt).
- Es wurde also ein ziemlich eintoeniges Rennen gegen die Sonne - zum Glueck gab es keine bösen Anstiege mehr sondern nur noch das übliche auf und ab. Gleich nach einem kleinen Vorort kam dann auch ein Motel also hab ich mich dort niedergelassen - es gehörte zu keiner Kette, war aber ganz ordentlich und fuer 46$ auch recht günstig.
- Ausser Unlust auf Suchen hatte ich noch einen anderen Grund bis Hazard fahren zu wollen, denn in der Gegend gab es nicht allzu viele Übernachtungsmoeglichkeiten und durch diese recht lange Strecke hatte ich mir die Chance erarbeitet einen Tag zu sparen (quasi 90 + 105 statt 3 * 65)
- Der Tag ging aber noch weiter - erstmal hab ich im Waschbecken mein Zeug durchs Wasser gezogen und dann hab ich versucht einen Einkaufsladen zu finden - die wahren aber irgendwie nur auf einer völlig anderen Seite des Ortes und nach 1.5h rumlatschen hab ich es aufgegeben. Nur einen Schnapsladen hab ich gefunden und dort eine Probierflasche Kentucky-Bourbon (=US-Whisky) gekauft - lustiger Fusel, nur zum trinken nicht so dolle geeignet. Der Verkäufer da war entweder pflichtbewusst oder neugierig, jedenfalls wollte er meinen Ausweis sehen - aber ich glaub soweit er das beurteilen konnte haette mein Geburtsdatum da auch in Mandarin drauf stehen koennen, mit 28.07.82 konnte er jedenfalls nix anfangen.
- Zurück im Motel gab es dann Dosenessen aus der Mikrowelle mit Brotresten. Geschickterweise war ausserdem Dienstag und ich konnte im Fernsehen “house” anschauen. Wobei es dabei natürlich nicht blieb, ich glaub das letzte waren X-Files Wiederholungen gegen eins oder zwei.
- Die Sprachschwierigkeiten gingen natürlich weiter, die Motel-Frau ging gerade so, aber z.B. die jungs im Schnapsladen oder Leute auf der Strasse/Unterwegs. Keine Chance. Ähnlich wie Bayrisch könnte das von mir aus auch gleich eine andere Sprache sein.
Tag 16
105mi @ 9.5h
- Damit ich heute kräftig fahren kann hab ich mich um 0800 Wecken lassen und bin gegen 0900 los. Mit der langen Tour des vorherigen Tages, kaum Schlaf und dazu noch Alkohol waren ja auch gleich einige Zutaten fuer einen tollen Tag beisammen.
- Meine Hoffnung die Strecke wurde auch heute durch längere Tähler führen durfte ich schnell wieder begraben (man beachte - ich hab jetzt doch mal nachgeschaut wo in der ASCII-Tabelle die Umlaute liegen), stattdessen wurde es eher wieder bergig: lange hoch, kamikaze runter, kurz durch Talstueck und wieder von vorn.
- Dabei hab ich einen anderen Reiseradler getroffen (mitten auf einem Bergabstück wo ich kaum zum stehen kam). Greg war in Denver gestartet und wir haben uns 'ne Weile unterhalten, v.a. ueber das was uns noch erwartet. Er hat auch erzählt, dass er ein Reiseradelndes Ehepaar getroffen hat, die ich vermutlich in der nähe des Blue Ridge Parkway schonmal kurz gesehen hatte (an dem Tag an dem mich dann die Gabelbruch-Aktion ausgebremst hat): Diese wollten heute genau wie ich nach Berea. Gesehen habe ich sie aber den ganzen Tag nicht, was aber auch kein Wunder war denn sie hatten etwa 45 Meilen Vorsprung.
- Weiter auf Tour ging es dann trotz der vielen Anstiege ganz gut vorwärts - das Wetter war auch sehr angenehm, meist Bewölkt mit gelegentlichem Regen am Nachmittag. Bei ca 60mi wurde es fuer eine Weile noch einmal bösartig weil die Strecke wieder aus Anstiegen jenseit der 10% bestand, da musste ich ganz schön die Zähne zusammenbeißen und hab auch mehrmal Pause gemacht. Ist einfach doof wenn man eine lange Strecke vorhat und seine ganze Kraft auf ein paar wenigen Meilen verbläst.
- Im Endeffekt hab ich es aber durch das fruehe Aufstehen doch ganz gut geschafft, wenn auch nicht so schnell wie erhofft. Der Campingplatz in Berea (es gab zwei, aber zu dem wurde ich beim Fragen an der Tankstelle hingeschickt) war häßlich, es war v.a. ein RV-Stellplatz mit n bissl Wiese für Zelte - dafür hat er mich aber auch nur 5$ gekostet was ich sehr ordentlich fand - ich dachte erstmal ich hab mich verhört.
- Nachdem ich im Laden zum Zeltplatz ein Dutzend Eier erstanden hatte gab es wieder Nudeln in Ei-Soße, diesmal mit Knoblauch-Salz verfeinert und mit viel Parmesan - schmeckte ganz ordentlich.
Tag 17
95mi @ 8.5h
- Gegen 0600 hat ein Hahn auf einem Hof gleich neben dem Campingplatz angefangen freizudrehen. Im Halbschlaf hab ich also erstmal meine Ohrenstoepsel rausgekramt (die waren mir zufällig am Abend vorher über den Weg gelaufen) und konnte dann bis 0800 halbwegs weiter schlafen. Erst gegen 0900 hab ich mich dann aus dem SSack getraut, denn es gab keine Sonne und war recht kühl. Nach der üblichen Stunde packen (das ist vergleichweise schnell, weil ich am Abend immer schon viel vorbereite) ging es los.
- Sonne gab es den ganzen Tag nicht, richtig kalt wahr es aber auch nicht. Die Gegend hat zum Wetter gepasst - es war hügel- und langweilig.
- Meine Ernährung hat an dem Tag auch mal wieder gar nicht geklappt: ich tu mich hier Tagsüber immer mit Brot aus dem Convenience Store ernähren, im Moment noch mit Nudossi drauf, aber so wirklich Nahrhaft ist das nicht. Amerikanisches 0815-Brot hat nur einen guten Punkt - man kann es locker auf ein fünftel seiner eigentlichen Größe zusammendrücken - und ich denke das sagt eigentlich alles darüber aus. Für heute hatte ich 5*2 Scheiben vorbereitet und noch 'ne Ladung so' Riegel-Zeug aber Satt gefühlt hab ich mich nie.
- Gerade bei den Riegeln fang ich des öfteren an “Real Sugar” von Roxette zu singen - denn da ist gerne mal nur der übliche Kunst-Zucker-Kram drin der mir beim Radfahren natürlich überhaupt nix (GANZ und GAR überhaupt gar NIX) nutzen tut. Warum ist du sie dann trotzdem? Ha - ne Schlaubergerfrage - weil sie zum einen gut schmecken (so ziemlich alles schmeckt hier gut, das sind ist hier schliesslich die USA) und weil Essen, Nahrhaft oder nicht, zumindest einen psychologischen Effekt mitbringt. Noch Fragen?
- Anyway - Hunger, Hügel oder auch nicht ich wollte trotzdem gerne mein Wunschziel erreichen und hab deshalb über einen der bösartigeren Highways abgekürzt: Da hieß es dann 15 Meilen hoffen, dass der coole Seitenstreifen da bleibt wo er ist. Bzw. 5 Meilen hoffen, denn danach hörte er kurzerhand auf und es wurde sehr ungemütlich → das war dann ne Stunde zum schnell wieder vergessen.
- Der State-Park in Bar~irgendwas an dem ich dann ankam war Menschenleer, nur ein Kassierer und ich, spaeter am Abend kam noch ein Wohnwagen dazu. Viel dazu war auch nicht, so ein bischen Wald & Wiese am Rand eines kleineren Highways, ein Golfplatz war noch daneben aber das wars dann im wesentlichen. Ich war noch kurz in einem kleinen Laden einkaufen, wo ich 6$ für Brot und eine Tüte Chips losgeworden bin - auch lustig - ich dachte die 3.nochwas auf der Chipstüte währen nie und nimmer der Preis..
- Es war recht kalt und sah noch dazu nach Regen aus, deshalb hab ich mich dann recht schnell ins Bett verkrochen. (aber was auch sonst?)