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Tag 18

97mi @ 8h

  • Morgens war hier ganz schön was los - Rasenmäher, LKW, Golfcaddys - die ganze Palette. Ich lag trotzdem bis um 9 im Zelt weil es doch noch eine klare Nacht und damit kalt wurde. Dadurch war auch mein Zelt mal wieder kräftig Nass - also wenn es nach mir ginge würde man Kondenswasser abschaffen - das nervt einfach nur.
  • Gleich nach ein paar hundert Metern hab ich auch festgestellt wo die LKW alle hin wollten, denn da war eine Bourbon Destillerie - da hab ich dann doch kurz mit mir gerungen ob ich da nicht einen näheren Blick drauf und rein werfen sollte, bin aber weiter gefahren - “wir sind ja nicht zum Vergnügen hier”.
  • Der ganze Tag war recht sonnig, mit mäßigem Wind aus N (kaum gestört, kaum geholfen) und es ging wieder durch rollendes Gelände, meist flacher als die letzten Tage. Manchmal aber auch nicht, vor allem wenn es durch Flußtäler durch ging. Eins war dabei ganz besonders Krass: auf vielleicht 500 Metern ging es einfach nur hoch (>10%), zwar mit zwei kleinen kurven aber trotzdem ohne Absetzten. Das schlimmste waren aber erst die letzten Meter die entsprachen so etwa den ersten 2/3 des Amselstiegs (für die Greizer) und dementsprechend bin ich da auch kräftig hin- und hergeeiert um überhaupt da hoch zu kommen, zum Glück ohne Gegenverkehr zu haben. Lange Rede kurzer Sinn - der bösartigste Anstieg auf einer “normalen” Straße, der mir bisher untergekommen ist liegt also in Kentucky*.
  • Der State Park zu dem ich am Abend amkam war eher doof, lag zwar in der Nähe eines Sees, aber auch nur in der Nähe und dazu noch in einem Tal (→ sehr schattig), ne flache Grass-Ecke zum Zelten gab es auch nicht (eigentlich schon, aber da stand noch Wasser) und warmes Wasser gab es auch nicht.. nix schlimmes aber wie gesagt “eher doof”. Falsch ausgedrückt ist da auch noch - der State Park war eigentlich total Krass: gut aussehendes Motel, Flugplatz, Golfplatz.. - nur der Camping-Teil war und lag total bekloppt.
  • Einkaufen war ich auch noch und hab auch versucht zur Abwechslung mal Obst zu erwerben, aber da gab es nix (!NICHTS), dafür aber wieder Eier im 12er Pack.. ob das noch Gesund ist?
  • Zum Essen gab es dementsprechend wieder Nudeln in Knoblauch-Ei-Parmesan-Soße und danach hab ich mich noch mit zwei lustigen Amerikanern unterhalten die auch dort gezeltet haben. Der eine von beiden kam dort aus der Nähe und hatte seinem Sohn versprochen Campen zu fahren.. nuja.. ich hab mich mit meiner Meinung, dass zuhause Duschen und einen Fernseher mithaben bei mir nicht unbedingt als Camping zählt zurückgehalten und wir kamen gut miteinander aus.


*Kurz vor der x'ten Korrekturlesung dieser Tagebuchseite war ich in Schottland und da findet man noch krassere asphaltierte Anstiege. Aber als “normale” Straßen lasse ich die nicht durchgehen, die Aussage bleibt daher bestehen.

Tag 19

124mi @ 10.5h

  • Heute bin ich mal wieder per Wecker aufgestanden und zwar schon um 8 bzw. eigentlich schon um 7, aber ich hatte trotz Zeitzonenwechsel meine Uhren noch nicht umgestellt. Es war alles ein bissl eklig, kühl und nass, deshalb kam ich trotzdem erst gegen 0930 los.
  • Die potenziellen Tagesziele für heute waren eher komisch es gab zum einen den Ort Sebree bei ca 80mi mit einem Hostel der “united methodist church” und einem Stadtpark (ohne Restrooms oder Wasser) zum Zelten und zum anderen den Ort Marion bei ca 125mi mit Motels oder auch einem Stadtpark (aber da stand nichts von keinen Restrooms). Hin oder her, gefallen hat mir beides nicht und die Entfernungen waren auch doof. Ich hab dann ein bischen an der Strecke herumoptimiert um es in vertretbarer Zeit nach Marion zu schaffen und bin los.
  • Das Streckenprofil bestand wieder aus den üblichen Hügeln, zwischenzeitlich ging es ein paar Meilen am Green River entlang dort war es zur abwechslung Brettflach. Nebenbei hab ich den ganzen Tag nach einem Telefon ausschau gehalten um mich bei meiner Cousine Henriette, in deren Nähe ich langsam kam, zu melden. Gefunden habe ich keins (bzw. kein funktionierendes) und dann letztendlich mein handy genommen, ich hoffe das ist durch die heute modernen roaming-Verträge nicht allzu teuer.

  • Aber zurück zur Tour, ich hab die optimiererei tatsächlich ganz gut hinbekommen und kam nach 112 Meilen in Marion an und es war sogar noch eine Handbreit Horizont unter der Sonne übrig. Deshalb bin ich auch gleich weiter gefahren, denn im Laufe des Tages war mir aufgefallen, dass nur 12 Meilen weiter ein State Park direkt am Ohio lag und da wollte ich gerne hin.
  • Do not try this at home Ich kann es nur noch einmal sagen: Man sollte sowas nicht tun. Abends wird es nämlich dunkel. Jeden Tag!


Der Ohio.

  • So - wo war ich. Achja: der State Park war dann gar nicht so toll, es gab keine Wiese zum Zelten, gerade war da auch nix und vom Ohio war der Park durch ne Ladung Felsen getrennt (was aber auch egal war denn es war ja schon Dunkel). Es gab auch wieder andere Zelter und zwar einen eher gut ernährten Amerikaner mit seiner eher gut ernährten Freundin, die beiden waren aber nicht allzu gesprächig.
  • An dem Tag hatte ich zum ersten mal extrem viel getrunken, ich glaube insgesamt hatte ich 1l Gatorade, 2l Wasser, 1l Cola und 2l Sprite, meist wild zusammengemixt - das wird aber nicht nur an der Hitze gelegen haben sondern auch an der doch recht langen und anstrengenden (Tor-)Tour.
  • Und noch was hab ich - meine zwei Dosen Nudossi sind alle (*Schluchz*), dehalb bin ich jetzt auf Honig umgestiegen, das funktioniert eher komisch, denn wenn man zuviel davon nimmt fließt der durch das 0815 Brot hier glatt durch.

Tag 20

114Mi @ 10h

  • Heute war ein doofer Tag - ich hatte eigentlich gedacht mir durch die bekloppt lange Tour des Vortages einen ruhigen Sonntag erarbeitet zu haben, hab mich da aber völlig verdacht. Denn ich hatte wieder eine 100 Meilen Tour vor mir um am nächsten Tag eine realistische Chance zu haben meine Cousine in St.Louis/St.Charles zu erreichen. Ich wollte die Strecke auch nicht auf mehrere Tage aufteilen, denn das hätte von den Zeltmöglichkeiten her nicht so recht gepasst und ich wollte endlich einen richtigen Ruhetag.
  • Mike, einer der Amerikaner von vor ein paar Tagen hatte auch gemeint Illinois sei flach, aber er muss da wohl eine andere Ecke gemeint haben, denn da wo ich war war nichts flach, zumindest die Gegend nicht.
  • Nach 20/30 Meilen hab ich mich dann auch noch kräftig verfahren - streng den Meilenangaben auf meiner Karte folgend bin ich auf eine unbenannte Strasse abgebogen (es ist dort nicht ungewönhlich, dass so eine kleine Strasse kein Namensschild hat oder selbiges fehlt) nur um dann völlig im Nirgendwo zu landen - erst auf Asphalt, später dann auf festgefahrenem Dreck, Schotter, durch einen Bach und irgendwann nur noch Schlammweg. Da bin ich dann doch umgedreht nur um festzustellen, dass der richtige Abzweig nur einen Hügel später kam.

Und - ja, ich weiß - statt mich da über eine Stunde durch völliges Niemandsland zu quälen hätte ich umdrehen sollen sobald der Asphalt aufgehört hat - aber ich mag nunmal nicht gerne umdrehen: vorwärts immer, rückwärts nimmer.

  • Es ging dann auch doof weiter, denn nach der Aktion musste ich erstmal auf direktem Weg in den nächsten Ort weil ich nichts mehr zu trinken hatte (bei Sonne und 80º sehr unangenehm) und danach gab es keinen geschickten Weg auf die richtige Strecke zurück, also bin ich dann so einer langweiligen West-Ost State Route und später einen genauso langweiligen Nord-Süd Highway langefahren (also ein L, statt dem querdurch/zickzack der Transam-Tour).
  • Der Verkehr hielt sich durch den Sonntag in Grenzen, viele Motorräder wahren unterwegs - überwiegend die hier sehr beliebten Betonmischer. Ich hätte hier definitiv nicht Motorrad fahren wollen, zumindest nicht mit meinem Hobel - bei einer Höchstgeschwindigkeit von 55Mph und vielleicht einer leichten Kurve alle 2/3 Meilen stelle ich mir das eher eintönig vor - und die Hüglei ist auch eher was für Hubraumbasierende Mopeds.
  • Zurück zum radfahren: Am Ende wurde es wieder recht knapp - obwohl streng genommen eigenlich nicht, denn die Sonne hat zum Zeltaufbauen noch locker gereicht - aber da muss man schon viel Vertrauen haben wenn der eigene Schatten immer länger und länger wird
  • Gezeltet hab ich im State Park Murphysborrogh Lake (wird anders geschrieben) und der war wieder recht komisch - der ganze Park war ein einziges Steiles auf und ab, es gab die üblichen Wiesenlosen Zelt-Parzellen und die Duschen waren von der Zeltecke aus gesehen sonstwo. Und was ich am beklopptesten fand - der ganze Park war mit “no Swimming” Schildern zugepflastert, nur Angeln durfte man dort.. darf man hier überhaupt mal irgendwo baden gehen?
  • Die Duschen waren wie gesagt etwas weiter weg - nach 2 Meilen mit dem Rad war ich denn doch mal dort und unsauber waren sie auch noch (ich will mal nicht eklig sagen, wer weiß was ich noch so erlebe). Zurück beim Zelt musste ich dann zum ersten mal Anti-Mücken Zeuch auflegen, weil die ganze Ecke verseucht war mit allen möglichen Insekten.
  • Zum Abendessen gab es dann Spaghetti mit Fleichklössen aus der Dose, weil ich vergessen hatte Wasser mitzubringen und nicht nochmal 4 Meilen und 500 Höhenmeter zu den Örtlichkeiten fahren wollte, dazu gab es “A&W Sparkling Vanilla Cream Soda” (als Getränk), das Zeug war abartig.

2014/03/18 17:43