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Tag 54 26.05.2007
126Mi @ 12h
- Früh war es eisig kalt, aber das ist ja nix neues. Lustig fand ich das zwei Mädels neben mir deshalb aus ihrem Zelt ausgezogen sind und im Auto geschlafen haben.. Leute gibbeds.
- Und jetzt, nachdem ich die Continental Divide nach 95tausend Überquerungen scheinbar endgültig hinter mich gebracht habe, fing die Zeitzone an mich zu ärgern. Ich hatte mittlerweile Pacific Time (GMT-8h) erreicht, nur um im Laufe des Tages wieder in der Mountain Time Zone zu landen (GMT-7h), also weiter östlich. Oder auch nicht, denn ich bin ja nicht Richtung Osten gefahren. Glaube ich zumindest. Hoffe ich zumindest!
- Zur Geographie: Ich war inzwischen nicht mehr in den Rocky Mountains, sondern im (auf dem?) Columbia Plateau. Bzw. Columbia River Plateau. Grob gesagt ein Gebirgszug in den sich der Columbia River und diverse andere Flüsse hartnäckig hineingesäbelt haben. Es ging nicht mehr so weit nach oben wie in den Rocky Mountains, dafür aber weiter nach unten.
- Was hieß das jetzt für mich? Es ging für mich zunächst bergab - laut Karte zumindest - und zwar bis auf 1200 Fuß. Das ist nicht nur “so weit unten” wie mitteldeutschland sondern auch “weiter unten” als Kansas. Und danach ging es wieder nach oben, wie sich das gehört. Und zwar auf etwas über 5000 Fuß. Ein grober Überschlag ergibt, dass ich über 1000m nach oben fahren durfte und damit wird vielleicht deutlich warum sich meine Vorfreude in Grenzen hielt.
- Oben angekommen erwartete mich eine wunderschöne Aussicht, leider war es recht diesig. Und dann kam der spassige Teil, denn es ging die erwähnten tausend Höhenmeter wieder nach unten. Und wie! Auf acht Meilen Strecke waren mal eben 3 LKW-Notrampen (für LKW mit ausgefallenen Bremsen). Ich konnte leider keine photographieren, ich hatte andere sorgen. Und bei 14% Gefälle hätte ich auch so eine Rampe gebraucht um ohne rauchende Räder zum Stehen zu kommen.
zwei kurven weiter ging es aabwärts
- Das Tal, in welches ich da hineinrauschte, nannte sich “Hells Canyon” - ein treffender Name. Das sah sehr fetzig aus und fuhr sich wie in einem Föhn. Auf und ab, später nur noch auf, bei heißem, feuchten Gegenwind.. ich hab geschwitzt wie in der namensgebenden Örtlichkeit. Abartig.
- In dem Tal traf ich einen, mir entgegenradelnden, Amerikanischen Ex-Soldaten. Er empfahl mir Zims Hot Springs als Übernachtungsplatz wegen des dortigen Hot Springs. Er hat dabei zwar vielleicht die Entfernung etwas verbastelt, aber hey it's the thought that counts. Denn es war 1500, ich hatte schon 75 auf der Uhr und er war bisher 50 Meilen bergab gefahren. Also irgendwie unrealistisch aus meinem Blickwinkel.
- Denn ich wollte nur ca 98 Meilen fahren und in so'einem Rafting Dorf übernachten, im Zelt oder sonstwie. Das war aber irgendwie doof, also bin ich weitergefahren. Den Salmon River bergauf gab es wieder erste Anzeichen des kommenden Memorial Day, denn den Fluss entlang tummelten sich ca 5 Angler pro quadratmeter Flussufer. Albern.
- Albern war allerdings auch meine Aktion denn während sich der Tag langsam dem Ende zuneigte hatte ich noch über 600 Höhenmeter vor mir und es wurde noch einmal stressig. Irgendwie, die details hab ich zum Glück vergessen kam ich dort aber auch hoch, sogar bevor es dunkel wurde und landetet, der geneigte Leser hat es sicher schon erraten, bei Zims Hot Springs.
Hier wurde mit es mit der Höhe immer grüner
- Der Platz war ein bischen seltsam, ohne Duschen und mit Dixie-Klos. Aber dafür durfte ich ja warm baden.
Tag 55 27.05.2007
123Mi @ 11.5h
- Endlich, Memorial Day, der quasi-offizielle Sommeranfang in den USA. Es hat natürlich geregnet. Und nicht nur das, kurzzeitig hat es sogar gehagelt.
- Es ging wieder auf und ab durch die Prärie. Direkt an den Flüssen gab es auch mal Bäume und Sträucher aber richtig viel vegetation gab es nicht. Das hindert allerdings niemanden trotzdem Ackerbau zu betreiben. Sprinkler ab und los gehts. Der albernste Auswuchs war ein Hotel Resort, das durch ca 43586 Sprinkler grasgrün gehalten wurde. (Auch bei Regen übrigens)
- Das Wetter wurde mit der Zeit besser und so konnte ich die Landschaft gut genießen. Natürlich hatte die Landschaft auch einen Haken, denn mein Freund, das Columbia Plateau, zwang mich zu recht ausgedehneten Umwegen und zwischen verschiedenen Flusstälern ging es natürlich wieder fröhlich bergan.
- Und ich war nicht alleine. Es gab tausende von RV's, Zelten, Booten, Anglern.. das war einfach krass. Ich hatte auch ernsthafte Zweifel überhaupt einen Platz zum übernachten zu bekommen so voll war das alles. Dadurch wurde der Tag wieder etwas länger, denn ich musste das belagerte Snake River Resevoir umrunden
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Schwimmen währe schneller gegangen
- Ein kleiner County Park an der Südspitze des Reservoirs hatte noch ein Plätzchen für mich frei und war scheinbar ein echter Geheimtip. Trotzdem viele Angler und viele davon Afroamerikaner. Das ergab lustige Gespräche, auch wenn ich die jungs kaum verstanden habe.
African American angler: Where are you coming from? Hero of the Story: D.C. African American angler: No, no, where are you riding from? Hero of the Story: Washington D.C. African American angler: Wait, you are telling me you came all the way on this, are you serious man? .. 55 days, you crazy? You a professional? and so on
- Zu viel war ich allerdings nicht mehr zu gebrauchen, der letzte Pass hatte mir echt das Rückrat gebrochen und ich war nur noch hungrig und totmüde. Das Tohuwabohu auf dem Zeltplatz hat mich dabei gar nicht gestört, ich bin einfach weggepennt. Die hätten mir echt das Zelt klauen können, ich währe nicht aufgewacht.
Tag 56 28.05.2007
67Mi @ 8.5h
- Es gab schönes Wetter - Sonne, 2/3 Wolken, nicht zu warm - und welliges Gelände, vorrangig ging es wieder mal nach oben. Und um mein Tagebuch im original zu zitieren gab es “WIND, ICH HASSE WIND”.
- Und damit war es das zu dem Tag auch schon im wesentlichen. Es gab nur eine nennenswerte Stadt “Baker City”, wo ich mir ein Sub reingezogen habe um den üblichen Hunger etwas zu bekämpfen, und das war es dann. Ich hab mit Gummibären und positiven Gedanken versucht irgendwie die Zeit totzuschlagen, denn merklich vorwärts kam ich ja nicht.
DUII steht für Driving while Under the Influence of Intoxicants
- Nach gefühlten 20 Meilen und 12 Stunden fahrt hab ich an einem USFS Campground angehalten, natürlich ohne Duschen und mit einem See an den ich durch ein morastartigen Strand gar nicht erst ran kam.